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Unbedachte Gewalt durch Ratschläger

Wer kennt sie nicht? Diese wunderschönen Floskeln. Eigentlich kann sie ja keiner leiden. Nur warum werden sie dann immer wieder verwendet? Eine hohle Phrase wie „Es wird besser.“ ist leicht daher gesagt und hilft dem Sprechenden über die eigene Sprachlosigkeit hinweg. Dem Zuhörer wird dadurch nur leider oftmals die Ernsthaftigkeit der Situation abgesprochen. Es ist keine Wertschätzung des Gegenübers zu erkennen. Ratschläge sind dann nochmal ein ganz anderes Kaliber an vermeidlich wohlgemeinter Gewalt. Nicht mit Absicht grenzüberschreitend, aber dennoch schmerzhaft. Besonders die ungefragten Ratschläge. Du willst sie nicht und bekommst sie gratis serviert. Reichlich.

 

Überforderung in Trauergruppen

 

Gerade in Trauergruppen kann es durchaus helfen zu hören, wie es Anderen in deren Trauerprozess erging bzw. ergeht. Der gemeinsame Austausch über Erlebtes und das Gefühl, nicht alleine zu sein. Wenn man sich für den Besuch einer Trauergruppe entscheidet, sollte einem jedoch auch bewusst sein, dass andere Betroffene nicht immer die Wertschätzung eines Trauerbegleiters aufbringen. Nicht hilfreich sind dabei beispielsweise Ansichten, die einem übergestülpt werden. Hier zum verdeutlichen mal der vor kurzem gehörte Satz einer Witwe: „Als ich meinen Mann verloren habe, habe ich innerhalb einer Woche den Kleiderschrank ausgeräumt und den Inhalt gespendet. Jetzt habe ich Platz für mich und hab zudem das Gefühl, etwas Gutes für Andere getan zu haben.“

 


Schön für die Dame, jedoch wenig hilfreich für eine frisch verwaiste Mutter oder einen Sohn, der um seine Mutter trauert und noch nicht bereit ist, sich von solchen Brückengegenständen, wie zum Beispiel der Kleidung, zu trennen.

 

Handlungsempfehlung in einer Zeit der Ohnmacht

 

Diese Ratschläge fühlen sich nicht selten an wie richtige Schläge mitten ins Gesicht. Was kann zum Beispiel genau dieser Ratschlag bei den anderen Teilnehmern der Gruppe auslösen? Zum einen kann es die Überlegenheit der Witwe vermitteln, besser mit ihrer Trauer umgehen zu können. Im Umkehrschluss könnte der Sohn oder die Mutter Selbstzweifel bekommen, warum es ihnen so schwer fällt eben diese Schritte zu gehen. Die Witwe hat es doch auch geschafft, warum dann nicht ich? Des Weiteren kann durch eine unüberlegte Handlungsempfehlung eine Angst entstehen, etwas nicht richtig zu machen. Etwas verpasst zu haben und nun nie wieder aus dieser Ohnmacht heraus zu kommen. Vielleicht fühlen sich die Beiden auch zu etwas genötigt, wofür sie selbst noch gar nicht bereit waren. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die Wutimpulse, die durch so eine Aussage hervorgerufen werden können. Denn Unverständnis ist kein besonders großer Aufhänger für einen weiteren freundlichen Umgang miteinander.

 

Wie lieben, streiten und versöhnen müssen wir trauern erst lernen.

 

Ist meine Trauer richtig? Trauere ich falsch? Nein. Es gibt nicht den einen richtigen Weg um „gut“ zu trauern. Genauso wie lieben, streiten und versöhnen müssen wir auch trauern erst lernen. Und eben das ist ein Prozess und diesen Weg kann jeder selbst bestimmen. Sich dabei nicht von Anderen beirren zu lassen ist tatsächlich schwer. Erlebnisberichte von anderen Betroffenen können durchaus Mut machen und mögliche Wegkreuzungen aufzeigen. Es gibt durchaus ergreifende autobiografische Werke, welche ich auch jederzeit empfehlen würde. Aber nur, wenn ich danach gefragt werde. Diese dann tatsächlich in die Hand zu nehmen und zu lesen, muss der Einzelne für sich selbst entscheiden. Und so geht jeder seinen ganz eigenen Weg. Es ist deine Trauer. Es ist dein Weg.

 

Dein Weg ist keine Einbahnstraße.

 

Hast du auf Grund anderer Ratschläge einen Weg genommen, der sich für dich nicht richtig anfühlt? Du kannst jederzeit zurückgehen und eine andere Abbiegung nehmen. Auch Trauerrituale und Abschiedszeremonien lassen sich nachholen. Unausgesprochenes kann noch ausgesprochen werden und bestimmte Erinnerungen an einen geliebten Menschen dürfen konserviert werden. Du bestimmst die Richtung. Ich begleite dich dabei gern auf deinem Weg.

 

Und das Fazit?

 

Ich komme für mich auf den Punkt, dass Ratschläge durchaus eine Hilfestellung zur eigenen Wegfindung sein können. Ungefragte Ratschläge hingegen sind grenzüberschreitende Gewalt und laut Volksmund tatsächlich wie Schläge.

 

Beste Grüße,

Maria Förster

 

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