Ich habe sie geliebt. Diese wunderbaren kleinen Tests in der Bravo oder Girl oder jeder anderen pubertätsorientierten Zeitung. Ich meine wie bekomme ich denn sonst raus, welcher Farbentyp ich bin? Oder ob es meine Freunde wirklich ernst mit mir meinen? Diese sicherlich hochwissenschaftlich fundierten Wegweiser, waren die Orientierung meiner Jugend und haben mir so manche Entscheidung abgenommen.
Ich denke in Bezug auf Persönlichkeitstests aus Zeitschriften ist es durchaus angebracht sarkastisch zu sein.
Der folgende Test umfasst Fragen aus meiner Erfahrung heraus. In meinen 12 Jahren im Bestattungsgewerbe bin ich so manches Mal an meine eigenen Grenzen gekommen. Beruflich aber auch persönlich. Die Fragen sind somit meine eigene Messlatte. Finde also heraus, ob du den Grenzen, denen ich gegenüberstand, gewachsen wärst.
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Ja |
Nein |
1. Bist Du bereit Freunde oder Angehörige zu verlieren, weil sie nicht damit umgehen können, was du tust?
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2. Hast Du einen unerschütterlichen Hang zu schwarzem Humor und kannst beim Frühstück über die hygienische Versorgung Verstorbener sprechen?
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3. Fremde Tränen sind dir nicht unangenehm?
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4. Kannst Du dich fremden, sehr extremen Emotionen gegenüber abgrenzen und doch mitfühlen?
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5. Bist Du bereit für ein geringes Einkommen maximale Bereitschaft zu erbringen?
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6. Kannst Du in der Nacht um 2 Uhr morgens, zum Montag, völlig munter und klar ans Telefon gehen, einfühlsam ein Gespräch führen und Menschen in Ausnahmesituationen stützen?
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7. Du bist nicht sehr geruchsempfindlich?
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8. Bist Du bereit für die qualifizierte Ausbildung aller paar Wochen das Bundesland zu verlassen?
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9. Findest Du immer wieder kreative neue Ideen, um passende Rituale mit Angehörigen zu entwickeln und individuelle Dekorationen zu gestalten?
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10. Kannst Du Verstorbene respektvoll hygienisch versorgen, also entkleiden, waschen, nähen, ankleiden?
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11. Hast du eine eigene Kraftquelle damit du auf Dauer körperlich und seelisch belastbar bleibst?
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Hast Du alle Fragen mit Ja beantwortet? Herzlichen Glückwunsch, denn Du bist entweder sehr konsequent bei Deinen Antworten, oder Du würdest an meinen eigenen Grenzerfahrungen nicht scheitern. Du hast Fragen mit Nein beantwortet? Super, denn Du weißt um Deine eigenen Grenzen und kannst diese auch klar setzen. Der Bestatterberuf sollte für Dich aber vielleicht eher eine weitläufige Erwägung bleiben.
Es stand für mich nie die Frage im Raum, in einem anderen Bereich zu arbeiten. Ein ehemaliger Dozent von mir meinte mal, der Tod sei mein Thema und bei seinem Thema solle man bleiben. Somit stand mein Fokus. Meine Spezialisierung. Ich bin nach wie vor dankbar, meine Aufgabe darin gefunden zu haben, die Enttabuisierung und Sensibilisierung im Umgang mit den Themen der Vergänglichkeit zu fördern. Menschen in Ausnahmesituationen beistehen zu dürfen. Das ist was ich kann und was ich will. Das tue ich aus Überzeugung und Leidenschaft. Mittlerweile nur nicht mehr als Bestatterin, sondern als Trauertherapeutin und freie Dozentin.
Beste Grüße,
Maria Förster
Elias Zimmer (Freitag, 12 April 2019 17:44)
Toller Beitrag! Also ich wäre schonmal geeignet ;-)